Agroforstsysteme in die Praxis bringen: lehrreiches Präsenzseminar in Echem durchgeführt

01.12.2023

Dass die Agroforstwirtschaft eine sinnvolle Lösung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ist, ist weitestgehend bekannt. Wie aber die praktische Umsetzung auf dem Betrieb genau aussehen kann, war Thema eines zweitägigen Agroforst-Seminars mit insgesamt 18 Teilnehmenden am 28. und 29. November 2023 im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) in Echem. Das Seminar, dass in Kooperation zwischen der FiBL Projekte GmbH und dem DeFAF e.V. im Rahmen der Agroforst-Akademie ausgerichtet wurde, hatte das Ziel, Landwirt:innen die wichtigsten Grundlagen für die Anlage und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen zu vermitteln. Als Vorbereitung auf die zwei intensiven Weiterbildungstage hatte am 22. November 2023 bereits ein Onlineseminar stattgefunden, bei dem erste Grundlagen vermittelt wurden und Felix Riecken von Riecken’s Landmilch aus der Praxis berichtete, wie die Agroforstwirtschaft auf dem Familienbetrieb umgesetzt wird. Durch beide Seminarteile führte Ana Stephan von der FiBL Projekte GmbH als Hauptorganisatorin.

Beim Aufbauseminar in Präsenz beschäftigten sich die Teilnehmenden am ersten Veranstaltungstag mit der Bedeutung der Agroforstwirtschaft für die moderne Landwirtschaft und mit den möglichen Vorteilen. Dafür erläuterte Julia Günzel vom DeFAF e.V. ausgewählte Effekte von Agroforstsystemen wie z.B. die Brechung des Windes auf erosionsgefährdeten Standorten, die Erhöhung der Bodenfauna und damit die Verbesserung der Bodenfunktionen sowie die Erhöhung der Artenvielfalt durch eine bessere Strukturierung der Landschaft. Nachdem bei dem Onlineseminar bereits die ersten Grundlagen zur Agrarförderung mit Hinblick auf Agroforstsysteme durch Christoph Meixner von Triebwerk vermittelt wurden, lieferte bei dem Präsenzseminar Isabelle Frenzel vom DeFAF e.V. einen Einblick in die Formalien wie z.B. das Format der einzureichenden Nutzungskonzepte. Dabei berichtete sie auch zu dem Projekt ELAN, in dessen Rahmen die Anlage von Agroforstsystemen mehrere Betriebe in Niedersachsen gefördert wird.

Am Nachmittag des ersten Seminartages durften sich die Teilnehmenden bei einem Besuch beim Hof Hartmann in Rettmer davon überzeugen, wie die Agroforstwirtschaft auch zum Tierwohl beitragen kann. Der Familienbetrieb hält seit mehreren Jahren Hühner in Mobilställen und hat sich 2016 mit Pappelpflanzungen in den Hühnerausläufen an die Agroforstwirtschaft heran gewagt. Mittlerweile ist Jochen Hartmann von Agroforstsystemen überzeugt und hat bereits weitere Systeme angelegt. Diese Überzeugung und seine Motivation war auch bei dem Besuch zu seinem Betrieb zu spüren und die Seminarteilnehmer:innen nahmen die Kälte dafür gerne in Kauf!

Am zweiten Seminartag erhielten die Teilnehmenden einen tieferen Einblick in die ökonomischen und für die Anlage relevanten praktischen Aspekte der Agroforstwirtschaft. Christoph Meixner von Triebwerk und erfahrener Referent im Rahmen der Agroforst-Akademie leitete durch diesen Seminarteil. Er erläuterte wichtige Aspekte hinsichtlich der Zieldefinition und Vorgehensweise, wenn man sich für die Anlage eines Agroforstsystems entscheidet. Eine gute Planung sei das A und O, denn nur wenn die Gestaltung eines Systems auf den Betrieb und den Standort gut angepasst sind, entfalten sich langfristig auch die gewünschten Effekte und Vorteile. In mehreren Gruppen wurden daraufhin drei Beispielsysteme hinsichtlich Investitionskosten und möglichen Erträgen analysiert und mögliche Herausforderungen herausgearbeitet. Damit erhielten die Teilnehmenden einen wichtigen Einblick in die wirtschaftlichen Überlegungen, die es bei der Anlage eines Agroforstsystems anzustellen gilt. Für einen weiteren Praxisbericht ging es am Nachmittag zur HoLaWi gGmbH, die in Lüdersburg bei Echem in 2022 einen etwa 4 ha großen Acker mit einer Vielzahl an verschiedenen Gehölzarten bepflanzt hatte. Anders als beim Hof Hartmann stand bei der Anlage des System nicht die Bewirtschaftung im Vordergrund, sondern die Schaffung eines Erfahrungs- und Lernortes mit hoher Artenvielfalt. Trotz der Kälte und des Schnees regte der Besuch spannende Diskussionen an, die auch beim weiteren Seminarprogramm in Echem einflossen, dass sich mit Pflanztechniken und Pflanzgutqualitäten beschäftigte.

Mit viel neuem Wissen, spannenden Einblicken und neuen Kontakten machten die Teilnehmenden sich dann auf den Heimweg. Alle waren sich einig, dass das Seminar mit großer Praxisnähe und guter inhaltlicher Tiefe die Grundlagen der Agroforstwirtschaft vermittelt hat und damit Lust auf mehr macht. Ein Dank geht an dieser Stelle an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die das Seminar im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert und damit möglich gemacht hat.